10. September 2020
Qualität mit MQS Bau
Minergie ist ein Qualitätsversprechen. Ein Bauherr, der ein Minergie-Haus baut oder dann sogar darin wohnt oder arbeitet, hat hohe Ansprüche. Zurecht: Minergie steht für hohen Werterhalt, Komfort und Effizienz, und hält dieses Versprechen mehrheitlich ein, das zeigen diverse Studien. Aber wehe, wenn es im Einzelfall im Minergie-Haus zu warm ist. Zu trocken. Zu laut. Dann steht Minergie im Zentrum der Kritik. Das ist durchaus auch ein Lob für Minergie, unterstreicht es doch die starke Marke. Aber selbstverständlich auch unangenehm. Ideal wäre, wenn sich niemand mehr über Minergie beklagen müsste, wenn statt 91% der Bauherren, die laut dem Bundesamt für Energie wieder nach Minergie bauen würden, 100% so denken würden.
Wie erreichen wir das? Minergie wendet zahlreiche Instrumente an: Eine umfassende Prüfung und Begleitung der Projekte in Planung, Bau und Inbetriebsetzung. Eine Instruktion der Nutzenden, damit die Minergie-Häuser optimal betrieben werden. Die Weiterbildung der Beteiligten, Fachinformationen, gute Planungstools, Betriebsoptimierungen etc.
Was auch immer Minergie tut: Fehler und Mängel passieren, in allen Phasen und Gewerken. Jährlich müssen rund 1.6 Milliarden Franken für die Behebung von Ausführungs- und Planungsfehler aufgewendet werden. Sowohl Gebäudehülle als auch Gebäudetechnik sind betroffen. Zudem kommt eine Studie der Hochschule Luzern (HSLU) im Februar 2018 zum Schluss, dass insbesondere bei der Inbetriebsetzung der Gebäudetechnik und der Instruktion der Nutzenden über den Betrieb ihrer Bauten noch viel ungenutztes Potenzial besteht.
Das Minergie-Qualitätssystem Bau, kurz MQS Bau, setzt genau hier seinen Schwerpunkt. Im Rahmen des Qualitätssicherungsprozesses entsteht eine lückenlose Dokumentation des Gebäudes und findet eine umfassende Inbetriebnahme der Gebäudetechnik statt. Zusätzlich garantieren die je nach Bauwerk individuell zusammengestellten Prüfberichte, dass Abweichungen zu den Minergie-Antragsunterlagen frühzeitig festgestellt und ohne grossen Aufwand korrigiert werden können. Denn schätzungsweise 60% der Mängel entstehen in der Ausführung. Die inzwischen fast 50 durchgeführten Projekte haben ein positives Echo, so zum Beispiel bei Christian Wlattnig, Projektleiter beim Generalunternehmer Baulink AG: «Dank der standardisierten Dokumentation wurden die jeweiligen Bauausführungen bereits frühzeitig kontrolliert und alle notwendigen Qualitätsverbesserungen noch zum richtigen Zeitpunkt angeordnet und umgesetzt. Das minimiert das Risiko hoher Nachbesserungen sehr stark und schafft Transparenz und Vertrauen zur Bauherrschaft».
Umfassende Baudokumentation mit MQS Bau
Die Schweiz ist bekannt für besonders sorgfältige Prozesse im Bau. Das Leistungsmodell nach SIA 112 regelt die Aufgaben und Verantwortungen aller Beteiligten von der Planung über den Bau in den Betrieb. Ein Problem dabei ist allerdings, dass in den Übergängen zwischen den Phasen oft viel Wissen und Erfahrung übers Objekt verloren geht. So ist beispielsweise der Minergie-Antragsteller oft ein Planer, der dann in der Ausführung keine Rolle mehr spielt. Dies führt hin und wieder auch zu unbeabsichtigten Abweichungen von den gegenüber dem Verein Minergie deklarierten Planwerten. Meist kann das Zertifikat mittels Deklaration der Abweichung in der Baubestätigung dennoch erreicht werden – in Einzelfällen führen die Abweichungen aber zum Entzug des Zertifikats.
Gleiches gilt für den Übergang in die Betriebsphase: Die Verantwortung der Architekten, Planer und Bauleiter endet jeweils bei der Werksübergabe, also etwa bei der Inbetriebsetzung. Nach der Inbetriebnahme sind also die Wissens- und Erfahrungsträger für den Betreiber nur noch schwer erreichbar, was den effizienten Betrieb des Minergie-Gebäudes erschwert.
Minergie verlangt bei allen Zertifizierungen eine umfassende Inbetriebsetzung und deren lückenlose Dokumentation. Auch werden die künftigen Betreiber und Nutzer über die wichtigsten Grundsätze eines energieeffizienten Betriebs instruiert. Wobei es nicht immer möglich ist, die Betreiber persönlich zu erreichen, und gerade in den ersten Jahren des Betriebs Mieterwechsel und Änderungen im Facility Management häufig sind.
Hier setzt das Minergie-Qualitätssystem Bau, kurz MQS Bau, neue Massstäbe. Alle Minergie-relevanten Gewerke werden umfassend dokumentiert und kontrolliert, die Inbetriebsetzungsprotokolle zusammen mit den Lieferscheinen, Bedienungs- und Wartungsanleitungen in einem handlichen Ordner sauber strukturiert abgelegt. Dieser Ordner ist so etwas wie ein «Benutzerhandbuch» für die künftigen Nutzer und von grossem Wert, wenn die Planer und Bauleiter nicht mehr erreichbar sind. Ausserdem erhalten die Betreiber eine sorgfältige Instruktion über die Funktionalität der Gebäudetechnik.
Die bisher rund 50 Bauherren, welche MQS Bau angewendet haben, honorieren dies. Stellvertretend dafür die Aussage von Michael Wenger von Wenger AG: «MQS Bau gibt uns zusätzliche Sicherheit, dass wir ein qualitativ einwandfreies und energieeffizientes Gebäude erhalten haben, was sich bisher auch nur bestätigen lässt. Die umfassende und saubere Dokumentation aller Minergie-relevanten Komponenten wie Heizung, Lüftung etc. schätzen wir sehr. Dies schafft zusätzlich Transparenz und Vertrauen».
BOX: MQS Bau Check und Selection
MQS Bau steht in zwei Varianten zur Verfügung. MQS Bau Check gibt Planenden, Minergie-Fachpartnern und Ausführenden die Möglichkeit, die Bauausführungen selbst nach dem standardisierten Minergie-Qualitätssystem zu überprüfen und so die Auszeichnung „MQS Bau-geprüft“ zu erlangen. Mit MQS Bau Selection sind Bauherren und gesamtverantwortliche Ausführende von komplexen Projekten und Modernisierungen angesprochen. Die Prüfungen werden durch einen vom Bauprojekt unabhängigen MQS Bau-Experten des Vereins Minergie im Sinne des „Vier-Augen-Prinzips“ durchgeführt. Die Gebühren betragen für ein einfaches Gebäude für MQS Bau Check CHF 2'200.-, Selection kostet ab CHF 6'500.-.
Weitere Infos: MQS Bau