Einfach und zurückhaltend Lüften auf Basis der natürlichen Raumluftströmung

Grundlüftung in der Sanierung

Franz Sprecher, Stadt Zürich

Die Grundlüftung vereinfacht das Lüftungsthema im Bestand massiv.

Franz Sprecher, Stadt Zürich

Das Projekt in Kürze

Die Wohnsiedlung Paradies und das Pflegeheim Entlisberg wurden zwischen 1970 und 1973 von der Stadt Zürich erstellt. Nach 40 Jahren im Betrieb wurden Abnutzungserscheinungen ersichtlich und es war ebenfalls klar, dass die Gebäude den Zielvorstellungen der Energiestadt Zürich nicht mehr entsprachen.

Das Konzept für die Instandsetzung der Wohnsiedlung suchte einen ausgewogenen Mittelweg ziwschen Erneuern und Erhalten. Die alten Kleinwohnungen wurden aufgelöst und zu grösseren Familienwohnungen zusammengefasst. Ganz nach dem Motto: "Weniger Wohnungen - mehr Menschen". Dadurch konnte der Verbrauch von Wohnfläche und Heizenergie pro Kopf um über einen Drittel gesenkt werden.

Das Lüftungskonzept

Aufgrund der baulichen Gegebenheiten war es in der Wohnsiedlung Paradies nicht möglich, eine klassische Komfortlüftung einzubauen. Insbesondere bei der Verteilung der Zuluft hätten grosse bauliche Eingriffe vorgenommen werden müssen. Aus diesem Grund fiel der Entscheid auf eine Grundlüftung auf Basis einer natürlichen Raumluftströmung.

Zentrale Lüftungsgeräte mit WRG filtern und erwärmen die Luft. Die Zuluft wird über ein Gitter zentral in den Korridor eingebracht. Die Verteilung der Zuluft geschieht durch die offenen Türen. Die Luft ist in der ganzen Wohnung ähnlich gut, aufgrund der natürlichen Raumluftströmung. Somit sind die offenen Türen im Betrieb ein zentraler Aspekt. Die Abluft wird analog zur Komfortlüftung ebenfalls über die Küche und die Nasszellen abgeführt. Das Konzept der Grundlüftung bietet zwar weniger Komfort als eine klassische KWL, ist aber insbesondere bei Sanierungen je nach baulichen Gegebenheiten eine sinnvolle Alternative.

Fragen an den Bauherren

  1. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit der Grundlüftung?
    Zu Beginn waren die alteingesessenen Mieter der Lüftung gegenüber skeptisch eingestellt. Die Befürchtungen zu Zugserscheinungen und Auskühlen der Wohnungen haben sich jedoch nicht bewahrheitet. Heute wird die Lüftung als selbstverständlich wahrgenommen.
  2. Wo sehen Sie das grösste Potenzial für den Einsatz einer Grundlüftung?
    Bei Sanierungen und ganz besonders beim Einsatz von kleinen, wohnungsweisen Lüftungsgeräten! Die Grundlüftung vereinfacht das Lüftungsthema im Bestand massiv, Feuchte- und Wärmerückgewinnung bleiben möglich und die Aussenlärm-, Schimmelpilz- und Pollenthematik wird nachhaltig gelöst. Im Neubau ist der Installationsunterschied zwischen einer Grundlüftung und einer vollflächigen Versorgung mit frischer Luft nur marginal und ich erwarte, dass die Grundlüftung im Neubau nur in Kombination mit Verbundlüftern eingesetzt werden wird.
  3. Worin bestehen die Herausforderungen?
    Noch ist das System zu wenig bekannt. Und es fehlen kleine Lüftungsgeräte, welche einfach in ein Badezimmer oder einen Oberschrank eingebaut werden können.
  4. Wie sind die Auswirkungen auf die Luftqualität in den einzelnen Zimmern?
    In Wohnungen mit Grundlüftung kann man in einem Schlafzimmer nur gute Luftqualität erreichen, wenn entweder ein Fenster oder die Türe offen stehen gelassen wird.

Die Lüftung im Überblick

Lüftungstyp

Grundlüftung mit WRG (einstufiger Dauerbetrieb)

Infos zum Gerät

Zentrale Lüftungsgeräte im Keller oder auf dem Dach
Konstantvolumenstromregler pro Wohneinheit
Plattenwärmetauscher
Zuluft F7 / Abluft G4

Das Gebäude im Überblick

Baujahr/Sanierungsjahr

1973/2017

EBF

20‘971 m2

Eigenstromproduktion

keine

Bildergalerie

Planer

Architekt: Galli Rudolf Architekten AG, Zürich
Bauphysik: Bakus Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich